Gedanken zu Pfingsten von Pfarrer Norbert Heinritz
„Beten ist wie...“ Wie würden Sie diesen Satz vervollständigen?
Vielleicht ja so: Beten ist wie Reden mit einem Freund. Oder: Beten ist geborgen sein in einem sicheren Raum. Diese Antworten stammen von unseren Konfirmandinnen und Konfirmanden. Sie haben mich beeindruckt. Genauso wie auch die Folgenden: Beten ist wie ein Lichtblick in meinem schweren Leben. Beten ist wie ein Gespräch mit einer Vertrauensperson. Beten ist wie das Gefühl der Erleichterung. Beten bringt alle Gedanken zur Ruhe. Beten heißt sich frei zu fühlen. Beten ist wie ein Dach über mir. Beten heißt, die Gefühle rauszulassen. Beten heißt Zusammenhalt mit Gott.
Es ist der Sonntag des guten Hirten und an ihm wird das wohl bekannteste Bild für Gott aufgegriffen. Noch heute lernen Grundschüler, und natürlich auch die Konfirmandinnen und Konfirmanden den Psalm 23: der Herr ist mein Hirte. Mein Eindruck ist, dass es nach wie vor auch der beliebteste Psalm ist. Der Hirte kommt zwar in unserem Alltag kaum mehr vor, aber doch verstehen viele noch unmittelbar, was damit ausgedrückt werden soll. In eindrücklichen Bildern beschreibt der Psalm die Fürsorge Gottes.
Jesus stirbt am Kreuz. Zwar in aller Öffentlichkeit, aber doch einsam. Seine Freunde waren fast alle weg. Von den Soldaten wird er verlacht. Selbst einer, der mit ihm auf Golgatha hängt, spottet. Seine Mutter stand noch da. Seine Tante auch. Und Johannes, sein Lieblingsjünger. Aber seine Hand halten oder gar ihn selbst umarmen ist nicht möglich.
Auch in diesen Tagen wird gestorben. Einsam. Manchmal sogar namenlos. Nicht nur in Krankenhäusern oder Altenheimen. Nicht nur an Corona. Gestorben wird an den Folgen von Umweltzerstörung, gestorben wird in Flüchtlingslagern oder im Mittelmeer. Auch im Straßenverkehr und an so vielen Orten kommen Menschen zu Tode. Zum Leben gehört der Tod, das wissen wir. Alt und lebenssatt zu sterben wäre schön, aber wir erleben, es ist so vielen nicht geschenkt. Sterben ist auch gewaltsam.
„Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ – dieser Satz fällt mir in diesen Tagen und Wochen immer häufiger ein. Vielleicht nicht nur mir, sondern auch Ihnen. Diese Zeit hat viel mit aufschieben zu tun, vor allem was Festgottesdienste in unserer Kirchengemeinde angeht. Aber: aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ich denke da vor allem an unsere Jubelkonfirmation, die an diesem Sonntag in Wendelstein gefeiert worden wäre. Ich denke auch an die aktuellen Konfirmandinnen und Konfirmanden, die nicht wie anfangs geplant ihre Konfirmation feiern können.
„Unruhige Zeiten – mein Schatz“. An diesen Satz aus einem Lied von Konstantin Wecker habe ich vor einigen Tagen denken müssen, zumal ich ihn in abgewandelter Form häufig gehört habe. Mittlerweile kommt es mir so vor, als erlebe ich aber eher die Ruhe vor dem Sturm.
Unruhige Zeiten hat es in meinem Leben immer wieder gegeben. Und womöglich, wenn sie zurückdenken, dann fällt ihnen/euch auch das eine oder andere Erlebnis ein, das das persönliche Leben auf den Kopf gestellt hat.